Montag, 31. März 2014

Suchtbedingte Pflegebedürftigkeit

Hartmut war kein Kind von Traurigkeit. Sein ganzes Leben lang hat er Partys gefeiert und auch illegale Drogen genommen. Jetzt ist er 62 Jahre alt und wenn man das nicht weiß, könnte man ihn auch für einen Senior weit über 70 halten. Hartmut wirkt gebrechlich und braucht besondere Pflege. Er ist suchtkrank. Seine Verwandten fühlen sich der Aufgabe nicht gewachsen und glauben, dass er in einem Altenheim besser aufgehoben wäre. Anfragen an Senioren und Pflegeheime, für Menschen wie Hartmut, gibt es inzwischen immer häufiger. „Vor allem durch den Konsum illegaler Drogen sind viele Erkrankte schon im Alter von 50 Jahren pflegebedürftig, da sie körperlich quasi vorgealtert sind“, sagt Ute Kaber, Sprecherin der Untergruppe Sucht der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft Krefeld.


Gründe für die steigende Tendenz gibt es einige. Zum einem die längere Lebensdauer von Suchtkranken, die demografische Entwicklung,  und damit einhergehend, dass viele der älteren Menschen immer häufiger zur Flasche greifen. Oft durch Trauer um ihren Partner und Einsamkeit. Andere fangen im hohen Alter noch an zu trinken, weil sie ihren Job nicht mehr ausüben können und sich nicht mehr gebraucht fühlen. Bei chronischem Alkoholismus kann das Korsakow-Syndrom auftreten. Betroffene leiden an einer teilweisen oder vollständigen Amnesie, alle Inhalte aus der Vergangenheit werden im Gehirn gelöscht.

Man unterscheidet also: Senioren mit einer Sucht und suchtbedingt pflegebedürftige ältere Menschen. Für das Pflegepersonal ist beides eine Herausforderung. Es mangelt oft an Wissen über die Behandlung der suchtkranken Heimbewohner. Laut Kaber erhöht sich beispielsweise die Sturzhäufigkeit durch den Drogenkonsum: „Ärzte und Pflegepersonal müssen deshalb für die Suchtproblematik sensibilisiert werden“. In vielen Fällen erkennen Ärzte oder Pfleger die Krankheit nicht einmal, weil sich die Symptome so schwer von altersbedingten Symptomen unterscheiden lassen. Doch die richtige Versorgung der Suchtkranken ist zumindest schon in einzelnen Einrichtungen gewährleistet. Einige Seniorenheime verfügen mittlerweile über spezielle Suchtstationen. Das Pflegepersonal ist geschult, verwaltet das Bargeld der Heimbewohner und gibt Tabletten und Alkohol in dosierten Mengen heraus. Die Pflegekräfte sind darauf vorbereitet, dass das kein leichter Job ist. Täglich gibt es Diskussionen um jeden Schluck. Und dann gilt es die richtige Entscheidung zu treffen. Manchmal nur für den Moment. Das Thema Sucht im Alter ist ein wachsendes Problem. Die Aufklärung darüber nimmt langsam zu.

Näheres zum Korsakow-Syndrom und weitere Infos rund ums Thema  Pflege im Alter erfahren Sie in unserem Glossar:  http://www.seniorplace.de/glossar/korsakow-syndrom.html                              
(pt)

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